Sterben die Mitglieder aus?

Vor vierzige Jahren gründeten eine Handvoll Männer einen Kochclub. Sie trafen sich monatlich, kochten miteinander, jährlich gab es einen Ausflug für ein verlängertes Wochenende. Aus dem gemeinsamen Interesse entstanden gute Freundschaften.

Heute sind alle im Pensionsalter, die gemeinsamen Chocheten machen immer noch viel Freude. Aber manchmal wäre ein jüngere Kollege doch eine Bereicherung. Eher widerwillig werden die verschiedenen Ämter versehen, weil jeder diese schon für längere Zeit ausgeübt hatte. Es fehlt an Elan und der Kochclub ist sich nicht sicher, wie lange es noch weitergehen wird. Es gibt auch andere, eher subtile Anzeichen, dass das Clubleben sich zu stark eingeschliffen hat und der Esprit der ersten Stunden fehlt. So werden beim gemeinsamen Essen keine Blumen mehr als Tischdekoration verwendet oder es gibt keine schön ausgedruckte Menükarten mehr. Kleinigkeiten vielleicht, Signale aber sicherlich.

Was ist passiert?

Eigentlich nichts. Oder eben: nicht das Richtige. Jeder Verein, wie jede Unternehmung übrigens auch, durchläuft unterschiedliche Lebenszyklen. Am Anfang in der Pionierphase ist noch viel Energie, Spass und Spannung vorhanden. Dies sorgt für den Aufbau und eine erste Weiterentwicklung. Dann aber ist es in diesem Fall zu einem fatalen Fehler gekommen. Weil immer alles zum Gefallen der Clubmitglieder funktionierte, wurde nie die Frage nach der Zukunft gestellt. Strategie mag vielleicht hier ein wenig hoch gegriffen sein, aber unpassend ist der Begriff nicht.

Wohin wollen wir uns entwickeln?

Grundsätzlich ist das menschliche Tun nie für die Ewigkeit angelegt, alles ist endlich. Auch ein Kochclub wird irgendwann mal nicht mehr bestehen. Die Frage ist lediglich, auf welchen Zeitraum wird dies betrachtet. Hier muss sich eine Organisation wirklich strategische Gedanken machen. Wollen wir nur für unsere Generation bestehen, wenn dann mal der letzte auf dem Friedhof ist, ist alles vorüber und vorbei. Oder wollen wir die Idee, Vision, Werte, Vorstellungen, aber auch Aufgaben, Freude, Spass an eine weitere Generation weitergeben? Wenn ja, dann muss der Verein, Vorstand wie Mitglieder, sich folgende Gedanken machen:

Wie gewinnen wir neue Mitglieder?

Viele Vorstandmitglieder suchten bereits nach einem Patentrezept - gefunden hat es kaum einer. Landauf und -ab sind Klagen über mangelnden Nachwuchs zu hören. In der Tat, genau so einzigartig jeder Verein ist, genau so einzigartig muss die Mitgliedergewinnung sein. Und ich sage hier explizit "Gewinnung" und nicht "Werbung". Werbung kann eine Massnahme sein, das Ziel aber ist die Gewinnung von neuen Mitgliedern.

AIDA - mit der Oper verführen?

Nicht Verdis Oper soll zu neuen Mitgliedern führen, sonder das Akronym aus dem Marketing. Es steht für

In der Folge ein paar Anregungen für unseren Kochclub.

Attention - Aufmerksamkeit wecken

Wie kann ein mögliches Mitglied überhaupt wissen, dass es einen Kochclub im Dorf gibt? Inserate, Radiowerbung oder gar Fernsehen sind finanziell ausserhalb des Machbaren. Aber was gibt es Überzeugenderes: zum Beispiel an einem Dorffest mit einem Verpflegungsstand mit dabei zu sein. Damit können die Leistungen aufgezeigt werden, die Leute können angesprochen werden, es können Kontaktdaten, z.B. als Flyer mitgegeben werden oder mit einem Wettbewerb eingeholt werden.

Interest - Interesse erregen

Neben einem feinen Teller Risotto - oder was die Küche sonst noch anbietet - muss klar signalisiert werden, dass es möglich ist, als Hobbykoch hier Mitglied zu werden. 

Desire - den Wunsch wecken

Was bringt es, bei einem Kochclub mit zu machen? Am Wochenende bei Regenwetter in einem provisorischen Unterstand im Risottotopf zu rühren? Nein - es muss sichtbar gemacht werden, was der persönliche Nutzen ist. Das ist mit dem Teller Risotto nicht ersichtlich, da braucht es das persönliche Gespräch. Es braucht Dokumentationen über die gemeinsamen Chocheten und Ausflüge, zeigen, was Spass macht, Freude teilen.

Action - der Interessierte wird Mitglied

Interessierte sind verbindlich an den nächsten Kochabend einzuladen. Sie sollen die Möglichkeit haben, über den Teller Risotto hinaus zu sehen, wie der Kochclub funktioniert. Wie das Interesse, seine eigenen Kochkünste zu verbessern, erfüllt wird. Aber auch, welchen Aufwand es bedeutet. Wir wollen ja nicht, dass nach einem halben Jahr bereits wieder das Austrittschreiben eintrifft.

 

Zugegeben - AIDA ist mit Aufwand verbunden. Aber von Nichts kommt nichts. Und natürlich, für einen Fussballklub ist es etwas anderes, Junioren zu gewinnen. Aber ich denke, das Konzept lässt sich so problemlos übertragen.

Die Nachwuchssorgen wird man so nicht los, aber es ist ein Weg, das Problem anzupacken, so lange es noch was zu packen gibt. Hilfe dazu gibts vom Autor, Marcel Niederer, wie es in der konkreten Situation angewendet werden kann.